Kutterzuwachs beim Terower Seesportverein
Ich bin angesprochen worden, ich soll doch über unser neues Kutter-Projekt berichten….Oh ha, was soll man da sagen…oder schreiben…Kutter haben schon viele aufgebaut. Zwischenzeitlich kein Ende in Sicht gesehen, alles verflucht….dann doch waren Fortschritte da und mit Eifer weitergemacht. Ich glaube ich erzähle nichts Neues. Doch wenn ihr diese Teile lesen werdet, erinnert ihr euch mit Sicherheit an eigene, ähnliche Geschichten oder Vorkommnisse. Ihr wisst welche Arbeiten vor euch standen und könnt Parallelen ziehen…da seid ihr uns dann auch schon voraus. Wir sind erst bei 330 Arbeitsstunden (während der Erstellung der nachfolgenden Texte erst bei 70 h) und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Pläne sind da, Hilfsangebote aus Wolgast, Peenemünde, vom TSSV Einheit und unseren eigenen Mitgliedern natürlich ebenfalls. Der Landesseesportverband unterstützt uns…..doch der Weg ist noch so weit. Die Kuttersegler, die auch einen Kutter überarbeiten wollen und dies noch nicht gemacht haben…lasst euch inspirieren aber nicht verzweifeln…alle anderen, die wissen welche Hürden auf uns zukommen dürfen gerne schon jetzt lächeln….doch nun genug Geschwafel, wir erzählen die Geschichte in mehreren Teilen, je nach Fortschritt. Alles nahm seinen Anfang im Jahre Anno 2018 n. Chr., ich war auf dem Weg zur Regatta nach Zingst…..
2018 – 2020 1. und 2. Teil einer langen Geschichte
Im Mai war einer dieser besonderen Tage, die zufällig sind und daher sehr selten. Der Ehepartner einer Kollegin sah auf dem Heck meines Autos einen Aufkleber mit einem Kutter. Er sprach mich an, ob ich Kuttersegler bin….und so weiter und so weiter. Er kommt auch schnell zur Sache: Er ist mit im Vorstand eines sozialen Vereins bei Wismar. Für Projekte haben sie sich vor Jahren zwei Kutter zugelegt. Doch wie es in Vereinen, die vielseitig aufgestellt sind, ist: Es finden sich nur wenige Personen, die den enormen Arbeitsaufwand der Bootspflege auf sich nehmen möchten. Der Verein sucht ein neues Zuhause für die Boote. Nachfolgende Gespräche zogen sich über die Monate hin, dann ist aber im November alles klar. Ein GFK Kutter soll nach Teterow geholt werden. Die finanzielle Seite wird geregelt. Es soll ein Bootstausch geben. Mit kleineren Booten können sie mehr anfangen. Mit der Übernahme gibt es abschließend für beide Vereine ein Win-Win-Geschäft.
Doch was kaufen wir uns denn überhaupt? Das Boot wurde noch nicht gesehen, doch die ersten Infos ließen aufhorchen. Das Segelboot lag im Westhafen von Wismar und wurde in diesem Jahr erst einmal gesegelt. Also auf zur Besichtigung.
Das Wetter passte an diesem Novembertag genau zum Boot…trostlos… Der erste Eindruck war wahrlich Entsetzen. Der Kutter war nicht abgedeckt, Wasser stand im Boot, durch den Niedrigstand in der Ostsee hatte sich das Boot unter einem Rammschutz verkeilt. Wut kam hoch, Unverständnis wie man ein Boot so liegen lassen kann. Die Entscheidung, das Boot nach Teterow zu holen und ein neues Zuhause zu geben, wurde daher schnell geplant. Bereits nach knapp zwei Wochen wurde das Boot aus dem Hafen geholt. Über die Slipanlage des Seesportvereins Wismar wurde das Boot auf einen Trailer gezogen und gesichert. Die erste Handlung war das Ablassen der ca. 300 Liter Wasser aus dem Bodenbereich, befestigen der Masten usw. Der Heimweg war problemlos und der Kutter kam gut in Teterow an. Er wurde entladen, nochmal vom Restwasser befreit und abgedeckt. Wie soll es weiter gehen? Das wird sich zeigen…..erste Pläne sind gemacht und das wahre Ausmaß an Arbeit wird wohl erst im Sommer sichtbar….hoffentlich….
2019 – Die ersten Monate gingen vorbei und der Anfang des Jahres nach dem Kutterzuwachs ging anders weiter als gedacht….Wir hatten zwar den Kutter, doch der Vertrag zur Übernahme war noch nicht in unseren Händen. Kontakt zum Verein in der Nähe von Wismar war vorhanden, doch immer wieder kam es zu Terminverschiebungen. Im Mai platzte dann eine Bombe auf uns herab. Im Wismarer Verein gab es Unstimmigkeiten und das Boot sollte vielleicht doch nicht an uns übertragen werden. Der augenblickliche Vorstand stand vor dem Rücktritt, der nachfolgende Vorstand wollte den Kutter zurück. Wenn man heute darüber nachdenkt und weiß, wie beschädigt der Kutter war, hätte man vielleicht lächeln können. Der Kutter wäre mit Sicherheit im Hafenbecken abgesoffen. Im Schwertkasten war (oder ist) ein Loch. Das Wasser konnte ungehindert in den Kiel laufen. Viele Telefonate wurden geführt, Informationen zum Zustand des Bootes gegeben und Abstimmungen getroffen. Am Ende kam es zu einem sehr schnellen Vertragsabschluss. Mitte Mai 2019 kamen dann endlich die Vorstände beider Vereine zur Unterzeichnung zusammen. Was hieß das für uns? Natürlich…nun endlich darf es losgehen…..doch nein, die Saison stand an und wurde natürlich mit den anstehenden Regatten genutzt. Im Oktober kam es dann endlich zu den ersten Arbeiten. Dafür hat uns Bernd (Großmann auf der Poseidon) ein gutes Angebot gemacht. Er räumte einen Teil seiner Scheune auf (wurde wahrscheinlich auch Zeit ,-)) und wir brachten den Kutter zur trockenen Unterkunft nach Laage. Mit dem Wiegen des Bootes haben wir angefangen. Ein Kutter wiegt etwa 1000 kg, wir sind auf 1126 kg gekommen (ohne Masten und Ruderblatt). Viel zu viel, dass hieß es ist irgendwo sehr viel Wasser im Boot. Durch das Loch im Schwertkasten lief permanent Wasser in die Scheune, eine Fundquelle…eine kleine.
Dezember`19-April`20: Es folgte das Entfernen aller Beschläge und das Aufschneiden der Innenseiten. Der Plan war, den gesamten Innerschaumstoff aus dem Boot zu holen, denn da sollte sich das Wasser befinden. Der Plan ging auf, der Schaumstoff war triefend nass, kaum eine Stelle im Inneren des Bootes war trocken. Spezialwerkzeuge wurden gebaut, z. B. ein Löffel auf einen Rundstahl geschweißt und zum herausfräsen des Schaumstoffes verwendet. Eine mühselige Arbeit die sich hinzog. Doch es hat sich gelohnt. Das Boot kann nun nach und nach austrocknen. Was nicht hieß, das wir mit dem Schaumstoff fertig waren und das mit dem Austrocknen ist auch so eine Sache. Ich dachte im Inneren, mit großen Löchern, trocknet der Schaumstoff. Was war ich doch für ein Armleuchter, der Mist war im November 2020 noch genauso nass wir im April. Doch dazu in einer Fortsetzung mehr. Eine Arbeit die wir als eine der Schwierigeren befürchteten, wurde zum Glück sehr schnell erledigt. Das Schwert muss aus dem Boot gehoben werden. Im unteren Teil wurden erst noch anhaftende Muscheln entfernt, damit das Schwert durch den Schwertkasten passt. Der Schwertkastendeckel wurde leicht entfernt, kein Rost der uns zum verzweifeln brachte. Das Schwert wurde mit einem Flaschenzug gehoben. Was wir schon vorher ahnten…das Schwert war vollständig verrostet und unbrauchbar. Ein neues steht aber schon parat, muss dann irgendwann angepasst werden. Eine der noch vielen Aufgaben in der Zukunft. Bisherige Arbeitszeit am Boot: 70 h. Wenn man überlegt wie viel Zeit wir bisher an Arbeit investiert haben und was wir an Zeit noch planen, sollten wir besser nicht weiter darüber nachdenken….nur arbeiten. Wir sind noch nicht einmal bei fünf Prozent der zu tätigenden Arbeiten angelangt. Die ersten absolvierten Schleifarbeiten zeigen zwar schon ein freundlicheres Bild, aber der Weg ist noch sehr lang und sehr bergig……
Fortsetzung folgt….